Psychiatrische Kliniken und Psychiatrie: Wege in die Zukunft
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Psychiatrische Kliniken und Psychiatrie: Wege in die Zukunft
Nahezu jeder fünfte Schweizer gab 2022 an, dass sein Wohlergehen durch psychische Probleme beeinträchtigt werden würde. Die Dunkelziffer ist jedoch deutlich höher. Schätzungen zufolge ist ein Drittel der Bevölkerung betroffen. Nur die Hälfte der Betroffenen sucht Unterstützung in einer psychiatrischen Klinik oder einer anderen helfenden Einrichtung.
Warum ist es wichtig, sich in psychiatrischen Kliniken behandeln zu lassen?
Die Auswirkungen, die psychische Erkrankungen auf den Alltag haben, können ganz unterschiedlich sein. Die Spannweite ist gross und umfasst beispielsweise:
- Schlafstörungen
- Nervosität
- Antriebslosigkeit
- Konzentrationsschwäche
- irrationale Ängste
- Verfolgungswahn
- Suizidgedanken
Spätestens dann, wenn die Probleme über typische Stresssymptome wie Schlaflosigkeit hinausgehen, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Das Bewältigen des Alltags kann andernfalls zur immer grösseren Herausforderung werden, auch die Verwandten, Freunde und Kollegen leiden oft darunter. Der Umgang mit psychisch erkrankten Personen ist häufig schwierig, denn Aussenstehende können nur schlecht nachvollziehen, was sie durchmachen.
Psychische Erkrankungen erhalten zwar immer mehr Aufmerksamkeit, doch werden sie häufig immer noch nicht ernst genug genommen. Zahlreiche Personen trauen sich deshalb nicht, über ihre Probleme zu sprechen. Sie wenden sich so auch nicht an helfende Stellen wie psychiatrische Kliniken.
Dabei sind Behandlungen psychischer Erkrankungen ebenso wichtig wie Krankheiten, die den Körper betreffen. Die Psyche steht in unmittelbarer Verbindung zur körperlichen Gesundheit. So wirken sich beispielsweise Stresssymptome schnell negativ auf das körperliche Befinden aus. Probleme mit dem Blutdruck, Clusterkopfschmerzen und Migräne, Reizungen des Magen-Darm-Trakts und ein geschwächtes Immunsystem können z.B. auftreten.
Nicht zu vergessen sind auch direkte Folgen psychischer Erkrankungen wie das Zufügen von Verletzungen am eigenen Körper oder gar Suizidversuche. Allein diese Aspekte zeigen bereits, wie wichtig es ist, psychische Probleme mit Spezialisten, beispielsweise in psychiatrischen Kliniken, zu besprechen.
Über die aktuellen psychiatrischen Angebotsstrukturen
In der Schweiz gelten für die Behandlung psychiatrischer Erkrankungen die gleichen Leistungsvergütungen wie für somatische Krankheiten. Sowohl in der Humanmedizin als auch in der Psychologie gehören geregelte Spezialisierungen in Psychiatrie zum Angebot.
Allerdings wird zukünftig ein Mangel an Medizinern mit einem Facharzttitel in Psychiatrie und Psychotherapie diagnostiziert. Das gilt im Bereich der Kinder und Jugendlichen genauso wie der Erwachsenen.
Wann führt der Weg in psychiatrische Kliniken?
Psychische Erkrankungen lassen sich sowohl ambulant als auch stationär behandeln. Entscheidend ist der Gesundheitszustand der Patienten. Ambulante Angebotsstrukturen kommen zum Einsatz, wenn ein weitgehend stabiler Gesundheitszustand vorliegt. In der Grundversorgung behandeln die Ärzte vor allem Personen mit Abhängigkeiten oder Depressionen. Oft gehen damit somatische Beschwerden einher.
Spezifische psychische Erkrankungen, wie beispielsweise starke Angststörungen, Paranoia oder Bipolarität, werden von Facharzttitelträgern in Psychiatrie und Psychotherapie behandelt. Nicht selten führt der Weg zu diesem Zweck in psychiatrische Kliniken. Ist der Gesundheitszustand labil, kann der Alltag nicht mehr allein bewältigt werden oder ist die Unversehrtheit des Körpers in Gefahr? Dann wird nicht selten ein Aufenthalt in einer Klinik angeordnet.
Welchen Zwischenweg gibt es zwischen dem stationären Aufenthalt in psychiatrischen Kliniken und ambulanter Behandlung?
Es existieren sogenannte intermediäre Angebotsstrukturen. Sie fassen verschiedene Behandlungsangebote zusammen, die die Lücke zwischen ambulanter und stationärer Behandlung schliessen. Sie werden vorrangig in Ambulatorien und Tageskliniken angeboten.
Dort werden Patienten je nach Bedarf täglich oder wöchentlich durch interprofessionelle Behandlungsteams betreut. Die Schweizer nehmen dieses Angebot gern an. So haben sich die Zahlen der Konsultationen binnen eines Jahrzehnts nahezu verdoppelt.
Wie werden sich die Diagnosen psychischer Erkrankungen zukünftig verändern?
In Zukunft wird es neue psychische Krankheitsbilder geben, dementsprechend auch neue Diagnosen. So werden sich beispielsweise mit hoher Wahrscheinlichkeit neue Formen der Sucht und der Verhaltensstörung entwickeln.
Doch aktuell bestehende Diagnosen werden Mediziner nicht aus den Augen verlieren. Das Verständnis für aktuell bekannte Erkrankungen wird sich intensivieren. Das gilt gleichermassen auf phänotypischer und auf biologischer Ebene. Dementsprechend können sie besser subspezifizieren und gezieltere Behandlungen erarbeiten.
Wie wird sich das Patientenfeld in der Psychiatrie in Zukunft verändern?
Die Patienten in der Psychiatrie werden zukünftig vermutlich älter sein. Sie werden hauptsächlich in Städten leben und auch mehr Migranten werden die Behandlungen in Anspruch nehmen.
Auch eine ganz neue Bevölkerungsgruppe wird in Erscheinung treten, die dies aktuell noch nicht tut. Gemeint sind Personen, die im Digitalisierungszeitalter aufwachsen. Sie werden verschiedene digitale Tools zur unterstützenden Behandlung psychischer Krankheiten sowie Coachings oder Lifestyle-Modifikationen nutzen.
Vor welchen Herausforderungen werden psychiatrische Kliniken und weitere Einrichtungen in Zukunft stehen?
Zukünftig werden immer mehr Schweizer psychiatrische Behandlungsangebote nutzen. Eine der grössten Herausforderungen, vor denen der Fachbereich steht, wird es deshalb sein, das Angebot entsprechend anzupassen. Neue Ausrichtungen am steigenden Bedarf und an den sich verändernden Bedürfnissen sind gefragt. So soll für allfällige Patientengruppen eine evidenzbasierte Behandlung ermöglicht werden.
Um das zu realisieren, wird eine Vernetzung bestehender Angebote notwendig sein. Auch eine Professionalisierung der Aufnahmemöglichkeiten, beispielsweise durch Track-Konzepte, wird sich vermutlich als hilfreich erweisen. Auch ein abgestuftes Vorgehen, das sich dem Schweregrad der Diagnosen anpasst, wird sinnvoll sein.
In der internationalen Fachliteratur kristallisiert sich eine gemeinsame Forderung heraus: Medizinische und psychiatrische Diagnosen sollen sich weiter annähern. Das betrifft gleichermassen das Verständnis von Erkrankungen und ihre Versorgung.
Der Ausgangspunkt für diese Forderung ist, dass psychische Krankheiten häufig mit somatischen Beschwerden einhergehen. Eine gesamtheitliche Therapie ist also gefragt, um den Patienten umfängliche Hilfe zu bieten. Nur dann können derartige Probleme erfolgreich ganzheitlich behandelt und geheilt werden.
Es mag zunächst widersprüchlich erscheinen, psychische und somatische Erkrankungen zugleich zu betrachten, doch folgendes Beispiel beweist das Gegenteil. In der Kindheit erlebte Traumata und entzündliche Erkrankungen ziehen ähnliche biologische Mechanismen nach sich. Sie können ausserdem gleiche psychische und körperliche Erkrankungen auslösen.
Eine optimale psychiatrische Behandlung ist also nur durch eine kollaborative Arbeit von Fachkräften aus der Allgemeinmedizin und der Psychiatrie möglich.
Die passende psychiatrische Spitex bei OPAN finden
Leidet Ihr Verwandter an einer psychischen Erkrankung, dann muss der Weg nicht zwangsläufig in eine stationäre Klinik führen. Benötigt er Hilfe bei der Bewältigung des Alltags, braucht aber keine 24-Stunden-Betreuung, dann leisten die Fachkräfte einer psychiatrischen Spitex Unterstützung.
Panikattacken, Realitätsferne, Verwirrtheit und ähnliche Symptome stellen psychisch Erkrankte teils vor grosse Herausforderungen. Psychische Einschränkungen lassen gewisse Abläufe oft einfach nicht zu und die scheinbar leichtesten Aufgaben werden zum Ding der Unmöglichkeit. Das hat nichts damit zu tun, dass Erkrankte körperlich nicht dazu in der Lage wären. Es ist der Geist, der diesen Abläufen einen Riegel vorschiebt.
Klienten einer psychiatrischen Spitex erhalten nicht nur Unterstützung dabei, das alltägliche Leben zu meistern. Die Fachkräfte helfen dabei, Medikamente einzunehmen und auch Verbände zu wechseln, falls es aufgrund der psychischen Erkrankung zu Verletzungen kam. Sie unterstützen ihre Klienten auch dabei, die Umwelt real wahrzunehmen.
Je nach Krankheit muss auch der Respekt vor der eigenen Person und dem Körper neu hergestellt werden. Auch der Selbsterhaltungstrieb sowie der Drang nach körperlicher Unversehrtheit, der dem Menschen in den Genen liegt, muss möglicherweise reaktiviert werden.
Wir unterstützen Sie gern dabei, eine passende psychiatrische Spitex für Ihren Verwandten zu finden. Auf unserer Plattform zeigen wir Ihnen verschiedene Anlaufstellen in Ihrer Nähe auf und Sie treffen gemeinsam eine Wahl. Nehmen Sie bei Fragen gern Kontakt mit uns auf!