Psychiatrische Spitex
Fachthemen
Psychiatrische Spitex - an der Schnittstelle zwischen ambulant und stationär
Spitex-Organisationen widmen sich bei weitem nicht nur Klienten mit somatischen Diagnosen. Auch psychiatrische Pflege- und Betreuungsleistungen sind mittlerweile fester Bestandteil des Leistungsumfangs solcher Einrichtungen. Klienten, die eine entsprechende Unterstützung benötigen, wenden sich an eine psychiatrische Spitex.
Derartige Organisationen sind fester Bestandteil eines psychiatrischen Netzwerks, zu dem auch Kliniken und Psychiater gehören.
Wie hat sich die psychiatrische Spitex entwickelt?
Schon seit Spitex-Organisationen existieren, kümmern sich die Fachkräfte auch um Klienten, die aufgrund von psychischen Problemen Unterstützung benötigen. Zu Beginn geschah dies allerdings unsystematisch. Doch in den vergangenen Jahren entwickelten sich immer mehr hoch spezialisierte Teams. So gelang der Spitex der Sprung zum unabdingbaren, integralen Bestandteil der Versorgung psychisch erkrankter Personen.
Die Mitarbeiter übernehmen dabei unter anderem zwei sehr wichtige Aufgaben:
- Erkennen von psychischen Erkrankungen bei eigentlicher somatischer Pflege
- Passende Betreuung durch die Spitex in die Wege leiten
Diese Funktion ist von immenser Bedeutung. Studien zeigen, dass 43 Prozent der Klienten in somatischer Pflege durch eine Spitex auch psychische Erkrankungen aufweisen. Oftmals bleiben diese allerdings unentdeckt und den Betroffenen kann folglich nicht die Versorgung zuteilwerden, die sie eigentlich so dringend benötigen.
Das Verständnis der Bedeutung, die die ambulante psychiatrische Pflege einnimmt, steigt sowohl innerhalb des Gesundheitssystems als auch in der Bevölkerung. Bislang existiert in der Schweiz trotzdem ein Flickenteppich bei der Psychiatriepflege. Einige Organisationen beschäftigen Mitarbeiter mit höchster Kompetenz im Bereich psychiatrische Pflege, andere wiederum keinen einzigen.
Der Prozess der Akzeptanz der psychiatrischen Pflegeleitungen ist noch lange nicht abgeschlossen. Immer wieder berichten Pflegefachpersonen, dass ihre Aufgaben im Vergleich zu somatischen Leistungen als weniger wichtig eingestuft werden. Erst müsse Letzteres erledigt werden. Nur, wenn danach noch Zeit bleibt, könne man sich psychiatrischen Massnahmen widmen. Stimmen dieser Art erschweren die Akzeptanz der psychiatrischen Spitex nach wie vor.
Woher rührt der bislang noch durchwachsene Ruf der psychiatrischen Spitex?
Die psychiatrischen Leistungen stellen eine vergleichsweise junge Disziplin dar. Daher konnten sie sich noch nicht derart in das feste Bild der Öffentlichkeit integrieren wie somatische Leistungen. Weit verbreitet ist nach wie vor das Bild des Psychiaters, der sich einfach mit seinen Klienten unterhält. Doch dem ist bekanntermassen nicht so.
Vergessen wird nämlich, dass der verbale Austausch eines der wichtigsten Mittel bei der Behandlung psychischer Erkrankungen ist. Auf diese Weise lässt sich das Selbstmanagement der Klienten fördern. Zudem erlangen sie wichtige Erkenntnisse im Umgang mit der eigenen Erkrankung. Doch all dies ist nur dank der spezifischen Kompetenzen von psychiatrischen Fachkräften möglich.
Hinzu kommt, dass psychische Erkrankungen in der Regel nicht derart sichtbar sind wie einige somatische Erkrankungen. So ist beispielsweise eine schwere Depression von aussen schwer erkennbar, wohingegen ein Gipsarm aufgrund eines Knochenbruchs sofort auffällt.
Auch die Genesung einer offen ersichtlichen Erkrankung ist deutlich sichtbar. Bei psychischen Erkrankungen ist sie dagegen eher spürbar und dies auch nur bei engem direkten Kontakt mit der betroffenen Person.
Wie schlägt die psychiatrische Spitex die Brücke zwischen ambulant und stationär?
Die Fachkräfte einer Spitex arbeiten ambulant. Das bedeutet, dass die Klienten in ihren eigenen vier Wänden und damit in ihrer gewohnten Umgebung verbleiben. Dennoch erhalten sie genau die Unterstützung, die sie so dringend brauchen, um den Alltag zu bewältigen.
Gerade für psychisch erkrankte Personen ist der Verbleib in der gewohnten Umgebung sehr wertvoll. Er gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit und damit ein höheres Mass an innerer Ruhe. Dies kann für den Genesungsprozess entscheidend sein.
Deshalb legen stationäre Einrichtungen grossen Wert darauf, ihre Klienten möglichst schnell wieder in ihr gewohntes Leben zu entlassen. Doch das ist in der Regel erst nach einer vollständigen Genesung sicher möglich. Dank der Möglichkeit der ambulanten Weiterversorgung, die die psychiatrische Spitex bietet, ist dies potenziell früher realisierbar.
Die Klienten können zu Hause professionell weiter versorgt werden und früher in ihren Alltag zurückkehren. Stationäre Einrichtungen beauftragen deshalb immer häufiger psychiatrische Spitex-Organisationen für die Mitwirkung an der Genesung. Die dahingehenden Kompetenzen der Spitex werden aktuell noch nicht flächendeckend anerkannt. Doch ihr Stellenwert wächst immer mehr.
Die Mitarbeiter der Spitex können psychische Erkrankungen nicht immer vollständig heilen. Aber sie unterstützen ihre Klienten dabei, trotz der Einschränkungen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Damit erhöhen sie deren Lebensqualität immens.
Wie läuft die gezielte Behandlung der psychischen Spitex ab?
Zunächst lernen die Fachkräfte der psychiatrischen Spitex die Klienten näher kennen. Das geschieht in der Regel zunächst während eines Anamnese-Gesprächs. In diesem Rahmen können Assessment-Tools wie interRAI CMH zum Einsatz kommen, die wertvolle Hinweise liefern.
Mit der Hilfe von interRAI CMH können verschiedene Aspekte abgeklärt werden, darunter:
- Alltagsbewältigungsfähigkeit
- Soziales Netz
- formelles und informelles Hilfsnetz
Vorgegebene Antwortkategorien helfen den durchführenden Fachkräften dabei, die Situation bestmöglich niederzuschreiben. Mittels eines Algorithmus werden die Antworten zu einer Abklärungszusammenfassung gebündelt. Sie zeigt auf, wo die Problembereiche liegen und bildet damit die Grundlage für das Erstellen des individuellen Pflegeplans.
Doch wichtig ist im Rahmen der Kennenlerngespräche nicht nur das Sammeln von Informationen. Der Aufbau eines vertrauensvollen Verhältnisses ist unabdingbar. Die Klienten müssen sich in der Gegenwart der Fachkräfte wohl und sicher fühlen. Nur dann können sie sich öffnen und Hilfe zulassen.
Es schliesst sich die Planungsphase an. Hier fliesst der Auftrag des Zuweisenden, beispielsweise einer stationären psychiatrischen Einrichtung, ein. Auch die persönlichen Wünsche der Klienten werden berücksichtigt.
Die Spitex-Fachkräfte ermitteln zudem den individuellen Pflegebedarf. Entsprechend dieser Grundlagen besprechen sie dann die Pflegeziele und erarbeiten die dafür zu treffenden Massnahmen. Die Mitarbeiter erörtern zudem, welche zusätzlichen Unterstützungsangebote ausserhalb der psychiatrischen Spitex sinnvoll sind.
Befindet sich der Behandlungsplan in der Umsetzung, wird er laufend überprüft. Nur so kann sichergestellt werden, dass er zu jedem Zeitpunkt optimal zum aktuellen gesundheitlichen Zustand der Klienten passt. Auf diese Weise gewährleisten die Mitarbeiter der psychiatrischen Spitex jederzeit die ideale Behandlung gemäss der individuellen gesundheitlichen Entwicklung.
So finden Sie die passende psychiatrische Spitex für Ihren Angehörigen
Ist es Ihrem Angehörigen aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht möglich, den Alltag allein zu bewältigen? Dann ist nicht zwangsläufig ein Umzug in eine stationäre Einrichtung notwendig. Die Mitarbeiter einer psychiatrischen Spitex leisten auch zu Hause die nötige Unterstützung.
Mit OPAN® bieten wir Ihnen eine Plattform für die bequeme Online-Patientenanmeldung für verschiedene Spitex-Ausrichtungen. Wir übermitteln Anmeldeinformationen zuverlässig an Ihre ausgewählte Organisation.
Nachdem Sie entschieden haben, welche Spitex Sie in Anspruch nehmen möchten, geben Sie erste persönliche Daten des künftigen Klienten an. Nach der Übertragung dieser Daten wird sich ein Mitarbeiter der Einrichtung rasch bei Ihnen melden. Gemeinsam besprechen Sie das weitere Vorgehen und vereinbaren einen ersten Kennenlerntermin.
Gern beantworten wir Ihnen all Ihre Fragen rund um das Thema Spitex und ambulante Betreuung. Selbstverständlich unterstützen wir Sie auch bei der Nutzung unserer Plattform. Nehmen Sie dazu Kontakt mit uns auf!