Value Based Healthcare: Worum geht es? Auswirkungen auf die Spitex
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Value Based Healthcare: Worum geht es? Auswirkungen auf die Spitex
Wer im Gesundheitswesen arbeitet, findet sich regelmässig in einem Dilemma wieder. Glücklicherweise hat hierzulande jeder den Anspruch auf die bestmögliche Gesundheitsversorgung. Doch dadurch steigt auch die Nachfrage nach medizinischen Leistungen immer weiter an. Die finanziellen und personellen Ressourcen sind allerdings begrenzt. Es muss ein Kompromiss gefunden werden, und an dieser Stelle kommt die Value Based Healthcare ins Spiel.
Übersetzt bedeutet das «werteorientierte Gesundheitsversorgung». Ihr Kern ist es, einen optimalen Kompromiss zwischen subjektivem und objektivem Nutzen für alle Patientinnen und Patienten zu finden. So soll ihnen nachhaltig eine kosteneffektive und vor allem hochstehende medizinische Versorgung gewährleistet werden. Die Value Based Healthcare ermöglicht also die Steigerung der Behandlungsqualität bei gleichzeitiger Senkung der Kosten, die dafür aufzuwenden sind.
Auf welcher Grundlage basiert Value Based Healthcare?
Die Zahl der älteren Menschen, die unter chronischen Erkrankungen leiden, steigt. Die Anzahl der jungen, erwerbstätigen Menschen hingegen stagniert oder schrumpft sogar. Das steigert die Kosten und den Personalbedarf im Gesundheitswesen ungemein. Nichtsdestotrotz soll der Nutzen für die Patientinnen und Patienten jederzeit im Mittelpunkt stehen.
Neue Ideen und technologische Fortschritte in Wissenschaft und Forschung sowie die erfahrungsorientierte Optimierung von bereits angewandten Strategien schaffen Abhilfe. Die Leistungserbringer finden sich dabei in einem umfassenden Zusammenspiel wieder, das die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten steigert.
Allerdings stehen sie dauerhaft unter dem Druck, stets ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten zu müssen. Sie werden gedrängt, das Finanzierbare immer über das eigentlich Machbare zu stellen. Dazu ist das Finden eines Weges nötig, mit dem der Preis einer Leistung in Relation zum Nutzen gestellt werden kann.
Wie legt man den Wert einer gesundheitlichen Leistung fest?
Menschliches Wohlbefinden, Gesundheit und Lebenszeit zu versachlichen und mit einem Marktwert zu versehen, ist keine leichte Aufgabe. Es bedarf eines Konsenses aller relevanten Stakeholder und einer allgemeinen Anerkennung in der Gesellschaft. Der Aufgabe der Bewertung widmete sich unter anderem Michael Porter. In seinem 2006 veröffentlichten Buch «Redefining Health Care» definierte er den Wert von Gesundheitsleistungen.
Demnach sind sie das Ergebnis, das pro Dollar, der für eine Leistung ausgegeben wurde, erzielt werden konnte. Es ist also nicht die Zahl der Behandlungsschritte, die den Patientenwert ausmacht, sondern das Ergebnis, das all diese Schritte erzielten.
Die Gesundheitsergebnisse sind immer weiter zu optimieren. Laut Porter ist es dazu unabdingbar, Daten über den “Patientenwert” sowie die Behandlungsergebnisse zu sammeln und zu vergleichen. Einen Ansatz zur Optimierung der Gesundheitsleistungen brachte das Institute for Healthcare Improvement 2007 hervor. Er bildete den Rahmen für das «Triple Aim for health care». Demnach soll gleichzeitig eine Fokussierung auf drei Dimensionen stattfinden:
- Qualität der Behandlungen und Zufriedenheit der Patienten steigern
- allgemeine Gesundheit der Bevölkerung verbessern
- Pro-Kopf-Kosten für die Behandlungen reduzieren
Neu an diesem Ansatz war, dass nicht mehr nur die subjektiven Erfahrungen der Patienten zählten, sondern zwei neue Punkte hinzukamen. Die ganzheitliche Betrachtung der Bevölkerungsgesundheit beispielsweise wurde bis dato oftmals ausser Acht gelassen. Dabei sind zahlreiche Ursachen für gewisse Erkrankungen im gesellschaftlichen Kontext wiederzufinden.
Wie kann der subjektive Gesundheitszustand von Patienten ohne äusseren Einfluss gemessen werden?
In der wertorientierten Gesundheitsversorgung stehen die Patientinnen und Patienten ganz klar im Fokus. Deshalb ist es umso wichtiger, Wege zu finden, wie sie ihre subjektiven Empfindungen für die Ergebnismessungen weitergeben können. Diese selbst gemeldeten Ergebnisse nennt man «Patient Reported Outcomes Measures» – kurz: PROMs.
Dafür kommen gewisse Tools zum Einsatz, dank denen die Patientinnen und Patienten ihren Gesundheitszustand vor und nach den Behandlungen übermitteln. Ihre Antworten kommen unverfälscht an, werden also nicht von anderen Personen wie Klinikpersonal beeinflusst oder interpretiert.
Die Zufriedenheit über den vollständigen Patientenpfad hinweg wird hingegen mit den sogenannten PREMs-Tools gemessen. PREM steht für «Patient Reported Experiences Measures». Die Patientinnen und Patienten berichten über Behandlungserfahrungen und darüber, wie sie den Umgang mit ihnen im Gesundheitssystem empfunden haben. Sie geben auch an, wie sie das Behandlungsergebnis bewerten und wie sie das Verhalten der Gesundheitsdienstleisterinnen und -dienstleister wahrgenommen haben.
Auch wenn PROMs und PREMs immer bedeutsamer werden, bleiben die Daten, die direkt über das Gesundheitssystem aufgenommen werden, ebenso wichtig. Sie geben unter anderem wertvollen Aufschluss darüber, welche Massnahmen bei Arztbesuchen und während Krankenhausaufenthalten ergriffen wurden. Auch wie lange diese andauerten und welche Komplikationen eventuell auftraten, kommunizieren sie.
Welche Auswirkungen hat die Value Based Healthcare auf die Spitex?
Auch Vertreter global agierender Konzerne aus dem Bereich Gesundheitswesen sehen in der Value Based Healthcare einen durchaus zielführenden Weg im Schweizer Gesundheitssystem. In den Augen der Experten könnte die Schweiz in diesem Bereich sogar eine Vorreiterrolle einnehmen. Das Land setzt sich schon seit eh und je für Qualität ein und treibt so die Innovationskraft an.
Hinzu kommt, dass die verschiedenen Akteure schon jetzt sehr gut vernetzt sind und eine allgemeine Bereitschaft herrscht, zusammen Lösungen auszuarbeiten. Das Konzept der VBHC überzeugt besonders, weil es den persönlichen Nutzen für die Klientinnen und Klienten in den Fokus rückt. Gleichzeitig bleiben die Ziele finanzierbar. Damit fördert die VBHC das Vertrauen und unterstützt nachhaltige Innovation.
Davon profitieren auch die Personen, die die Leistungen einer Spitex in Anspruch nehmen. Immer mehr ältere Menschen benötigen Langzeitpflege, weshalb das Thema häusliche Pflege stetig an Relevanz gewinnt. Und dennoch ist es um das Wissen über die Qualität und Inanspruchnahme der Spitex-Pflege noch nicht gut genug bestellt.
Benötigt wird also eine relevante Datenquelle, dank der genau dieses Wissen vertieft werden kann. Ein neues Instrument der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW übernimmt diese Rolle. Basis dieses Projekts war das Problem, dass die Befragungen zur Zufriedenheit der Klientinnen und Klienten nicht immer wissenschaftlichen Qualitätskriterien entsprachen.
Ziel war es deshalb, ein Instrument zu realisieren, dank der Zufriedenheitsmessungen und Abbildungen kritischer Ereignisse möglich sind. Damit sollte es die Gesamtzufriedenheit mit der jeweiligen Spitex rundum abbilden können. Die Sicht der Klientinnen und Klienten sollte so besser beurteilt werden können.
Der Weg zum fertigen Fragenkatalog
Auf dem Weg zum Ziel fanden intensive Diskussionen mit Expertinnen und Experten sowie Telefoninterviews mit Klientinnen und Klienten statt. Die so gewonnenen Ergebnisse testeten die Mitarbeitenden der ZHAW in einem Pilotprojekt in einer öffentlichen und einer privaten Spitex. Die Klientinnen und Klienten füllten ein offenes Textfeld aus und beschrieben ihre persönlichen Erfahrungen mit der Spitex.
Die Angaben wurden dann mit den Fragen abgeglichen, die die ZHAW bereits ausgearbeitet hatte. So stellten die Expertinnen und Experten sicher, dass sie fortan das Richtige abfragen würden. Heraus kam ein wissenschaftlich gestütztes Instrument, das jede Spitex-Organisation selbst anwenden kann und das Vergleiche mit anderen Organisationen ermöglicht.
Es handelte sich dabei um einen Katalog mit zehn Fragen. Diese stark reduzierte Anzahl begründet sich mit der Praxistauglichkeit. Die zeitlichen und personellen Ressourcen sind im Bereich der Spitex oft knapp. Die Auswertung eines zu umfassenden Fragebogens wäre schlichtweg nicht praktikabel.
Doch inwiefern nützen die gesammelten Antworten der Spitex? Sie geben eine Rückmeldung aus Klientensicht, die aufzeigt, wo noch Optimierungspotenzial besteht. Nicht selten weicht die Wahrnehmung der Klientinnen und Klienten deutlich von der des Spitexpersonals ab. Genau das macht dieses Bewertungssystem so relevant, um den Patientenwert zu steigern.
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