Behandlung zu Hause: HospitalAtHome
Fachthemen
Behandlung zu Hause: HospitalAtHome
Die Spitallandschaft in der Schweiz steht vor einem Wandel. In den nächsten Jahren wird die Zahl der Spitäler Prognosen zufolge immer weiter abnehmen. Klientinnen und Klienten werden früher nach Hause geschickt und erhalten dort Hilfe auf digitalem und informationstechnologischem Weg. Der Trend des HospitalAtHome ist international zu beobachten.
Was bedeutet HospitalAtHome?
Klientinnen und Klienten mit diversen Erkrankungen müssen in der Regel stationär in einem Krankenhaus behandelt werden. Das Behandlungskonzept HospitalAtHome ermöglicht in diesen Fällen eine Therapie in den eigenen vier Wänden. Die Klientinnen und Klienten profitieren dabei von verschiedenen Vorteilen, darunter:
- bessere Anpassungsmöglichkeiten der Therapie an die normalen Umstände zuhause
- gewohnte Umgebung für gesteigertes Wohlempfinden
- stärkeres Gefühl, selbst für die eigene Gesundheit und den Genesungsprozess verantwortlich zu sein
Welche Bedeutung nimmt die Selbstverantwortung der Klientinnen und Klienten ein?
Studien zeigen, dass Klientinnen und Klienten mit chronischen Erkrankungen einen positiveren Verlauf erleben, wenn sie aktiv bei der Therapie mitwirken. Dank neuer Technologien für die Überwachung und die Therapieanwendung können Erkrankungen stärker durch sie selbst gesteuert werden. So haben auch chronisch erkrankte und ältere Menschen die Möglichkeit, länger in ihrem gewohnten Umfeld wohnen zu bleiben.
Das gesundheitliche Selbstmanagement soll in Zukunft auch die Prävention mit einbeziehen. Mithilfe von internetgestützten Dienstleistungen können gesunde Personen ihren Zustand regelmässig überwachen. Möglich ist das dank entsprechender Geräte und Überwachungstechniken, die in den kommenden Jahrzehnten weiter verbessert werden sollen.
Warum gewinnt die Betreuung zuhause immer mehr an Bedeutung?
Die Schweizer Bevölkerung wird immer älter. Das ist ein Zeichen hervorragender Lebensumstände und immer besserer medizinischer Versorgungsmöglichkeiten. Doch ab einem gewissen Punkt steht das Gesundheitssystem einer grossen Herausforderung gegenüber.
Mit steigendem Alter der Bevölkerung steigt auch die Zahl der Personen mit chronischen Erkrankungen. Daraus resultiert ein erhöhter Bedarf an medizinischer Versorgung, dem allerdings ein Mangel an Fachkräften gegenübersteht. Um diesem Bedarf dennoch gerecht zu werden, gewinnt die Betreuung zuhause immer mehr an Bedeutung.
Welche Auswirkungen hat HospitalAtHome auf das Gesundheitswesen?
Aufgrund des steigenden Alters der Bevölkerung und deren Ansprüche an die medizinische Versorgung steht das Gesundheitswesen vor einer Herausforderung. Die Belastung nimmt zu und damit auch der Druck, möglichst effizient mit finanziellen Ressourcen umzugehen. HospitalAtHome kann helfen, diese Probleme zu lösen, denn es entlastet die Spitäler. Dank des Aufenthalts zuhause haben diese mehr Kapazitäten, um akute Notfälle aufnehmen zu können.
Auch Finanzen lassen sich mit diesem Behandlungskonzept einsparen, wie die grosse Spitalgruppe Brigham Health aus den USA beweist. Zweimal pro Tag besuchen Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte die Klientinnen und Klienten und führen notwendige Tests und Untersuchungen durch.
Mithilfe eines kabellosen Sensors überwachen sie die Vitalwerte und sind per Videochat jederzeit erreichbar. Brigham zeigt, dass die Kosten der Behandlung zuhause verglichen mit einem stationären Aufenthalt nur etwa die Hälfte betragen.
Zurückzuführen sind die niedrigeren Kosten vor allem auf den geringeren Personalaufwand. Medizinische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zwar jederzeit abrufbereit, werden aber von zuhause aus deutlich seltener kontaktiert als im Spital. Das schenkt den Ärztinnen und Ärzten mehr Zeit für andere Klientinnen und Klienten.
Wie läuft die Behandlung per HospitalAtHome ab?
Liegt ein medizinischer Notfall vor, dann stellen sich die Klientinnen und Klienten erst einmal im Krankenhaus vor. Dort findet eine umfassende Diagnostik statt und es wird bewertet, welche Behandlungen notwendig sind, um eine bestmögliche Genesung zu gewährleisten. Die Ärztinnen und Ärzte analysieren, ob diese auch in den eigenen vier Wänden der Klientinnen und Klienten möglich sind.
Ist die Antwort ja, folgt eine Besprechung mit ihnen sowie den Verwandten. Sind alle Beteiligten einverstanden, geht es an die Planung und Organisation des HospitalAtHome. Je nachdem, welches Konzept erarbeitet wurde, erfolgt mehrmals täglich eine Betreuung. Natürlich sind die Ärztinnen und Ärzte im Notfall auch jederzeit zur Stelle. Sollte sich der Gesundheitszustand verschlechtern, dann führt der Weg wieder ins Spital.
Schweizer Beispiele für HospitalAtHome
Das Spital Zollikerberg gehört zu den Pionieren in Sachen HospitalAtHome in der Schweiz. Nach dem Motto «ambulant vor stationär» können sich die Klientinnen und Klienten ab Spätherbst 2022 zuhause behandeln lassen.
Das soll beispielsweise bei Erkrankungen wie Lungenentzündungen, COPD oder Herzinsuffizienz der Fall sein. Voraussetzung ist, dass sich der Wohnsitz der Klientinnen und Klienten nicht weiter als fünf Kilometer vom Spital entfernt befindet. Ausserdem dürfen sie nicht alleine wohnen.
Die Erstdiagnose erfolgt nichtsdestotrotz erst einmal im Spital. Die akutmedizinische Behandlung hingegen findet dann in den eigenen vier Wänden statt. Mehrmals pro Tag führen Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegefachpersonal Visiten durch.
Hinzu kommt ein telemedizinisches Monitoring rund um die Uhr. Zu diesem Zweck wird ein Kleber auf der Brust der Klientinnen und Klienten angebracht. Darüber werden Herz- und Atemfrequenz überwacht und die Daten erreichen das Spital in Echtzeit. Entwickelt sich einer dieser Werte in eine gesundheitsgefährdende Richtung, löst unverzüglich ein Alarm aus. Medizinische Hilfe macht sich dann unverzüglich auf den Weg.
Das Messen des Blutdrucks und der Sauerstoffsättigung sowie Ultraschalluntersuchungen und EKGs sind dank mobiler Geräte ebenfalls zuhause möglich. Auch diese Ergebnisse werden sofort an das Spital weitergeleitet. Selbstverständlich haben die Klientinnen und Klienten auch rund um die Uhr die Möglichkeit, die behandelnden Ärztinnen und Ärzte zu kontaktieren.
Beim HospitalAtHome des Spitals Zollikerberg geht es nicht etwa darum, stationäre Aufenthalte nach und nach abzuschaffen. Ziel ist es vielmehr, die Autonomie der Klientinnen und Klienten zu fördern. Eine grosse Rolle spielt auch der Wohlfühlfaktor, den die Behandlung in vertrauter Umgebung deutlich steigert.
Welche Herausforderungen ergeben sich aus HospitalAtHome?
Klientinnen und Klienten, die während eines Notfalls schon sehr lange auf eine Behandlung warten, fühlen sich unter Umständen unwohl dabei. Sie erwarten nicht selten eine umfassende Betreuung vor Ort und können sich vernachlässigt fühlen, wenn sie nach Hause geschickt werden.
Deshalb ist im Vorfeld ein intensives Gespräch notwendig, um zu klären, ob die Klientinnen und Klienten wirklich damit einverstanden sind. Das Sicherheitsgefühl darf dabei keinesfalls zu kurz kommen. Verschlechtert sich der Gesundheitszustand oder kommt es zu Komplikationen, ist eine Rückkehr ins Spital natürlich jederzeit möglich.
Zu beachten ist dabei allerdings, dass die medizinische Hilfe nicht binnen von Sekunden da ist. Es dauert einige Minuten, bis ein Krankenwagen vor Ort ist, unter Umständen auch länger. Auch der Weg ins Krankenhaus nimmt noch Zeit in Anspruch. Dieses Zeitfenster darf sich keinesfalls kritisch auf den Gesundheitszustand der Klientinnen und Klienten auswirken. Bevor das Konzept HospitalAtHome überhaupt in Betracht gezogen wird, muss diesem Umstand Rechnung getragen werden.
Das Schweizer Gesundheitssystem im Umschwung
HospitalAtHome hat sich in Ländern wie Grossbritannien und den USA bereits etabliert und die Ergebnisse dort durchgeführter Studien sind vielversprechend. Langsam findet dieses Konzept auch Einzug in der Schweiz und könnte das Gesundheitswesen damit revolutionieren.
Auch wir von OPAN® befürworten fortschrittliches Denken in Medizin und Pflege. Möchten Sie mehr über das Thema HospitalAtHome erfahren oder denken über die Inanspruchnahme einer Spitex nach? Dann nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf.